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April 2017: Dorothea Bidos Farbimpulse

von Markus Fritsch

 

Passend zu den sommerlichen Temperaturen wurde am Sonntagmorgen in der Galerie des Wetzlarer Kunstvereins die Ausstellung „Farbimpulse“ von Dorothea Bido eröffnet. Wie der Titel schon impliziert, beabsichtigt Bido mit der Kunst Impulse zu geben, einerseits für die Farben selbst, andererseits für den Betrachter, der angeregt wird den Farbimpulsen nachzugeben.

 

Die Vernissage am Sonntagmorgen war gut besucht. Unter den Gästen waren unter anderem die Künstlerin selbst und Kulturdezernent Jörg Kratkey. Gert Heiland, 1.Vorsitzender des Kunstvereins, begrüßte die Gäste und führte in die Ausstellung ein.

 

Er berichtete von seinen Gedanken beim ersten Rundgang durch die Ausstellung: "Und plötzlich waren diese Sommersonnengedanken in meinem Kopf. Eine Liege unter meinem Apfelbaum, die Blätter schützen vor der Sonne, bewegen sich leicht im Wind, sie verbergen die pralle Sonne, lassen aber auch Raum für ihr Gelb, das Rot der Wärme, das Blau des Himmels, vielleicht das Weiß einer Wolke. All dies ist, zumeist hinter dem Grün verborgen, aber doch zu ahnen, über diesem löchrigen Blätterdach oder um im Bild zu bleiben, von der Liege aus gesehen: Dahinter. Dahinter, das steht für Räumlichkeit, eine Räumlichkeit, die Dorothea Bido meisterlich in Szene setzt. Man kann sich gut vorstellen, wie sie im Atelier arbeitet, auslotet, was Holz- und Linolschnitt an künstlerischer Ausdrucksfindung erlauben, was geschehen kann beim Schneiden der Druckstöcke, wie sie reduziert, konzentriert auf das, was sein muss. Und wie das Drucken selbst dann Überraschungen bietet, wenn Farbschichten sich überlagern, wie sich eine Spannung aufbaut in Bildern, die, so Dr. Barbara Wagner, „Durchbrüche und Durchsichten, aber kein wirklicher Durchblick“ sind. Denn während der Mann auf der Liege unterm Apfelbaum weiß, was dahinter ist, lassen uns Dorothea Bidos Bilder dies bestenfalls ahnen. Ausnahmen sind die Aquarelle, hier blicken wir auf Landschaft, können genießen, was sich bereitwillig offenbart.

 

Da machen es uns die Grafiken schwerer. Sie erklären nicht, sondern regen an.

Das passt zum Ziel von Dorothea Bido, mit der Kunst Impulse zu geben. Einerseits gilt dies sicherlich für die Farben selbst, die einander Implus sind. Was den Farben Volumen gibt, ist das Schichten der Farbfelder, die ohne das Schwarz einer Kontur auskommen, manchmal ein Weiß nutzen, um aufzuhellen, um dieses Aufleuchten und Absinken, so Friedhelm Häring, zu erzeugen.

 

Andererseits sind es wiederum diese Farbimpulse, die uns anregen, ihnen nachzugeben. Denn Farbe ist wesentlich für diese Bilder, für Gefühl, Stimmung, Atmosphäre. Sie erinnern. An einen Sommerabend,  so ein Bildtitel, die Wärme des Tages hält sich noch, oder einen traumhaften Sonntag, den man im Freien genießt, den Vögel zusieht, die sich im Geäst tummeln oder nach Kühlung suchen, etwa im Blau und Grün der Waldquelle?" Der Betrachter ist aufgefordert, seine eigenen Geschichten in den Bildern zu finden. 

 

Dorothea Bido lebt und arbeitet in Aßlar-Werdorf. Sie wurde 1951 in Wetzlar geboren und erhielt erste künstlerische Anregungen durch Paul Klose. Von 1975 bis 1980 studierte sie an der Städelschule in Frankfurt am Main Radierung, Lithographie, freie Malerei und Grafik. Seit 1979 stellt sie aus.

 

Die Ausstellung „Farbimpulse“ ist bis zum 21.Mai 2017 in der Galerie des Wetzlarer Kunstvereins „Altes Rathaus“, Hauser Gasse 17, in Wetzlar zu sehen. Öffnungszeiten: freitags 16 bis 18 Uhr, samstags 11 bis 14.30 Uhr und sonntags 13 bis 16 Uhr. Geschlossen ist an Karfreitag sowie am Ostersonntag und -montag.


März 2017: Beuys geht immer - Kunstgespräch mit Dr. Susanne Ließegang

Von Klaus Frahm

 

„Beuys geht immer, sagt Gert Heiland, und wie wir alle sehen, er hat Recht“, sagte Dr. Susanne Ließegang zu Beginn ihres Vortrags über den ebenso bedeutenden wie umstrittenen Künstler Joseph Beuys.

 

Zuvor hatte Heiland, Vorsitzender des Wetzlarer Kunstvereins, die Besucher in der Schnitzlerschen Buchhandlung begrüßt. In der Reihe „Kunst im Gespräch“ war der 1986 verstorbene Künstler Beuys bereits mehrfach Thema und stieß stets auf Interesse. Am Montagabend projizierte Susanne Ließegang eines der umstrittensten Kunstwerke Beuys’ auf die Leinwand. Den Fettstuhl, das Werk des Künstlers, das bis heute das meiste Unverständnis hervorriefe, könne man nicht verstehen, man könne sich nur darauf einlassen, so Ließegang. Und das scheine bis heute schwierig zu sein. Im Fettstuhl seien das Statische und das Bewegliche des Lebens vereint.

 

„Beuys sieht die Sprache als sein künstlerisches Material an“, so Ließegang. Es sei dem Künstler immer darum gegangen, anzustoßen und das gelinge ihm mit seinen Arbeiten bis heute. 1965 habe Beuys in einer Performance einen toten Hasen für Kunst erklärt. Der Künstler habe sein Gesicht mit Honig übergossen und mit Blattgold belegt und sei mit dem toten Tier auf dem Arm durch die Galerie gegangen. Das Publikum habe die Performance nur durchs Schaufenster sehen können und auch die Erklärungen der Bilder seien nicht zu hören gewesen.

 

„Beuys sagt, die Tiere müssen für uns leiden“, so Ließegang. Zum Hasen habe der Künstler ein besonderes Verhältnis gehabt, er sei für ihn so etwas wie sein Totemtier gewesen. 1974 habe Beuys in New York seine Performance „I like America and America likes me“ aufgeführt. Vier Tage habe er sich mit einem Koyoten eingesperrt, dem heiligen Tier der Indianer.

„Selbst im "Gestein“

 

Anhand der Zeichnung „Selbst in Gestein“ erklärte Ließegang das fast mystische Verhältnis Beuys’ zur Natur. Das Gesicht im Steinbrocken stehe gegen das versteinerte Denken, das Beuys den Menschen vorwerfe. „Ich denke sowieso mit dem Knie“, habe Beuys einmal gesagt und sei dafür belächelt worden. Dabei könne man dies angesichts neuer neurologischer Erkenntnisse als visionär bezeichnen. Das Denken finde nicht im Gehirn statt, habe man herausgefunden. Dort werde das Denken nur verschaltet.


Februar 2017: Tierbilder im Alten Rathaus - Ausstellung von Abi Shek

Überwiegend sind die Motive in einer oder zwei Farben gestaltet, farbenfrohen Naturalismus sucht man hier vergebens. Warum Vertrautheit? Zunächst resultiert sie natürlich aus der Nähe zur Höhlenmalerei, die aber nur wie eine Art Katalysator für tiefer liegende Inhaltsebenen funktioniert: Mit dem elementaren Charakter seiner Formensprache referiert der Künstler auf prototypische Vorstellungen von beispielsweise "dem Steinbock", wie sie massenpsychologisch gesellschaftlich kodiert sind.

 

Durch die Konzentration auf das Wesentliche des Motivs wird quasi sein wesenhafter Kern sichtbar gemacht, was philosophisch schon eine Nähe zum Existenzialismus Sartrescher Prägung hat. Eine wesentliche Maxime dieser Denkrichtung ist ja, dass das Ding genau das ist, was es ist, nicht mehr und nicht weniger, und das alles weitere Zuschreibungen sind. Diese Philosophie auf Sheks Bilder angewandt lassen sie sich durchaus als Aufforderung deuten, im Leben genau hinzusehen und ein Bewusststein für die reine Existenz der Dinge - oder in diesem Fall Tiere - zu entwickeln, die in ihrem wesenhaften Kern von Zuschreibungen wie durch Ideologie unabhängig ist. Kurz, eine intelligente Ausstellung mit ansprechend gearbeiteten Werken.

 

Warum er gerade diese Form von Tierbildern gewählt habe, wollte Heiland von Shek im einführenden Künstlergespräch wissen. "Ich mag Tiere und bin mit Tieren aufgewachsen", antwortete der Gast. In seinen Bildern seien sie jedoch Mittel, um etwas über Menschen oder Gesellschaft zu sagen. Mit der gewählten Form habe er an eine uralte künstlerische Tradition anknüpfen wollen, in der Tiere immer wieder symbolisch für etwas anderes stehen, erläuterte Shek, bevor er den Gästen intensiv in Einzelgesprächen zur Verfügung stand. Wer die Vernissage verpasst hat:

 

Die Ausstellung ist freitags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 14.30 Uhr und sonntags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.  

 

Archaisch? Rudimentär? Abstrakt? Fest steht auf jeden Fall: Der Wetzlarer Kunstverein startet tierisch ins neue Ausstellungsjahr.

 

Denn noch bis zum 2. April i2017 st in der vereinseigenen Galerie im Alten Rathaus in der Hauser Gasse 17 die Ausstellung "Tierbilder" mit Holzschnitten und Zeichnungen von Abi Shek zu sehen. Zur Vernissage am Sonntag kamen rund 20 Gäste, die die Gelegenheit nutzten, mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen.

 

In seiner Begrüßung kündigte Vorsitzender Gert Heiland an, dass der Verein in diesem Jahr statt sieben nur sechs Ausstellungen präsentieren werde. Dies habe mit der Kürzung der städtischen Zuschüsse zu tun.

 

Es ist ein seltsames Gefühl von Vertrautheit, dass sich beim Betreten der Ausstellung einstellt. Rein auf den ersten Blick erinnern die Formate in allen Größen an Bilder, wie man sie aus der Höhlenmalerei kennt. Denn Shek, der heute in Stuttgart lebt, zeichnet seine Tiere mit hohem Abstraktionsgrad, der seinen Sujets gerade die rudimentären Notwendigkeiten gibt, die sie als das jeweilige Tier wie Hasen, Elche oder Steinböcke identifizierbar machen.

 



Dezember 2016: Besucherzahlen

 

Ein wenig Statistik zum Jahresende muss sein: Im Jahr 2016 hat der WKV in seiner Galerie 1783 Besucher gezählt. Wohlgemerkt, dies sind nur die Kunstinteressierten, die von der Aufsicht gezählt wurden oder die sich eingetragen haben. Eine schöne Zahl, die zeigt: Es gibt eine große Zielgruppe für diesen kleinen Verein. Ihnen allen einen guten Rutsch nach 2017!


November 2016: Auch ohne Markus Lüpertz sehenswert

Der Wetzlarer Kunstverein zeigt "Grafik und Skulptur" des Künstlers

Von Stephan Scholz

Insgesamt 18 Lüpertz-Arbeiten zeigt der Kunstverein, darunter drei Skulpturen, die für sich genommen schon bemerkenswert sind. Das Beispiel "Heinrich Mann und Ich - Henri IV" herausgegriffen. Auf den ersten Blick kommt die kleine Figur farbenfroh daher, doch wer genau hinschaut, kann erkennen, dass das massive Grundmaterial überall durchscheint. Im Endeffekt wirkt es so, als eröffne Lüpertz, der zu den Großen im gegenwärtigen deutschen Kunstbetrieb gehört, schon in der Oberflächengestaltung eine zweite Dimension, die ein Wechselspiel von Fassade und Grundstoff in Gang bringt. Die umgangssprachliche Wendung vom "Unter-die-Haut-Gehen" klingt an und lässt sich sicher auch interpretieren in Richtung des Leib-Seele-Zusammenhangs, was der moderate Abstraktionsgrad stützt. Aber das ist nur eine Lesart, und es ist ja gerade auch die Vielfalt der Zugänge zu Lüpertz Werk, die seinen besonderen Reiz ausmacht.

 

Neben den Skulpturen sind vor allem Drucke in mittleren Formaten zu sehen, unter anderem aus der "Arkadien"-Reihe. Auch sie beeindrucken mit meist farbenfroher Tiefe und viel Vitalität.

 

Wer sich im Internet über den Künstler informieren wolle, der finde schnell viel Biografisches, wogegen Material zu seinem Werk schwieriger auszumachen sei.

 

Dass gerade die Person Lüpertz vor den Arbeiten stehe, liege daran, dass "er zur damaligen Zeit sehr eigenwillig war und die Idee verfolgt hat, seinen eigenen Weg finden zu müssen", erklärte Ließegang. Seine Malerei sei im Unterschied zur Grafik sehr energiegeladen, trotzdem sei sie über die Grafiken sehr glücklich.

 

An einigen Beispielen wie "Nach Rodin" oder "Hiob" erarbeitete die Kunsthistorikerin markante Charakteristika des Werkes, wobei sie besonders die Strichführung hervorhob. Erst sie bringe eigentlich das ins Bild, was Lüpertz sagen wollen, denn die Striche dienten auch dazu, einer Figur ihren körperlichen Aggregatzustand wie etwa Anspannung oder Energie einzuschreiben, so die Kunsthistorikerin, bevor Heiland die Ausstellung offiziell eröffnete. Zuvor überreichte Vorsitzender Boris Rupp von der "Wetzlarer Kulturgemeinschaft" einen Scheck, um die Vereinsarbeit zu unterstützen.

 

Wer die Eröffnung verpasst hat:

Die Galerie des Kunstvereins im Alten Rathaus ist freitags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 14.30 Uhr und sonntags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Gut, Markus Lüpertz ist nicht selbst in der Galerie des Kunstvereins im Alten Rathaus in der Hauser Gasse 17 gewesen. Aber seit Sonntag lässt der gebürtige Reichenberger dort eine Auswahl seiner Arbeiten für sich sprechen, und diese Kollektion unter dem Titel "Grafik und Skulptur" ist sehenswert. Als Erste nahmen sie am Sonntag die 40 Gäste der Vernissage in Augenschein, die vom Vorsitzenden Gert Heiland offiziell begrüßt wurden.

 

Kunsthistorikerin Dr. Susanne Ließegang führte ein in die Schau, die noch bis zum 18. Dezember zu sehen ist. Bei den ausgestellten Arbeiten handelt es sich um Leihgaben der "Galerie am Dom" und der "Korff-Stiftung", die die Arbeiten für Kinderhilfsprojekte veräußert.

 



September 2016: Feuerwerk der Formen und Farben

 

Patrick Fauck stellt in der Galerie des Wetzlarer Kunstvereins aus

Von Stephan Scholz

Man kann von einem Feuerwerk der Farben und Formen sprechen, das Patrick Fauck derzeit in der Galerie des Kunstvereins im Alten Rathaus in der Hauser Gasse 17 abbrennt.

 

Unter dem Titel ">>Good times<< - Druckgrafik" zeigt der Leipziger dort noch bis zum 25. September eine Auswahl seiner Arbeiten, die vor Vitalität nur so sprühen. Zur Vernissage der Ausstellung kamen am Sonntag rund 15 Gäste, darunter Wetzlars neuer Kulturdezernent Jörg Kratkey. In die Ausstellung eingeführt wurden die Besucher von Kunsthistorikerin Dr. Susanne Ließegang.

 

Zu sehen sind eine Auswahl kleiner und mittlerer Formate, die auf den ersten Blick ganz überwiegend durch ihre Farbgebung bestechen.

 

Die Drucke, darunter vor allem so genannte Lichtdrucke, betören mit einer farbenfrohen Lebendigkeit, die im Verbund mit den teils komplex angelegten und gegenständlichen Motiven richtig Laune machen. Interessant: Immer wieder korrespondieren die Arbeiten mit ihren Titeln wie "Waldgeistermeister", was auch so gewollt ist, wie Ließegang in ihrem Vortrag deutlich machte. "Die Titel sind häufig Sprachspiele", sagte die Kunsthistorikerin.

 

Diese Spiele sind allerdings kein Selbstzweck, Fauck gelinge es in seinem Schaffen vielmehr, bildhaftes und abstraktes Denken in der Symbiose von Titel und Werk zusammenzuführen. Die Referentin berichtete, dass der Künstler zunächst Designgrafik studiert hatte, um sich anschließend Kunstgeschichte und Philosophie zuzuwenden. "Dabei hat er die bereits erworbene Technik der Hand im Kopf mit kunsthistorischen Bildern aufgefüllt", erklärte Ließegang, um darauf zu verweisen, dass Hauck nach Studienabschluss eine weitere Ausbildung als Druckgrafiker absolvierte. Seine Bilder entstünden in der Weise, dass der Künstler zunächst einen Arbeitstitel im Kopf habe, der anschließend mit Bildern aus einem über Jahre gesammelten Fundus zusammengebracht werde. Im Anschluss beginnen die Verarbeitungsprozesse. 


Juni 2016: Ehrung für eine Institution

In der heimischen Kunstszene ist Leonore Vahrson-Freund eine feste Größe, ja eine Institution.

 

 

Aus Anlass ihres 80.Geburtstags würdigt der Kunstverein die Arbeit der ehemaligenVorsitzenden mit einer Ausstellung unter dem schlichtenTitel „Leonore Vahrson-Freund–Malerei“.

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Mehr über Leonore Vahrson-Freund
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